Wo war der Zug zu sehen
Sonntag, 22.Mai 2011 - Von Kóstryzyn Nad Odrą nach Berlin
Dank Euch, Ihr Sowjetsoldaten!
Am Museum der Schlacht um die Seelower Höhen hält der Aktionszug „Klassenkampf statt Weltkrieg“. Thomas Schmitz-Bender spricht über die Bedeutung dieser Schlacht für unsere Befreiung. Er spricht darüber, wie viele tote Arbeiter und Bauern der Roten Armee, die ihre Heimat ja längst von den Faschisten gesäubert hatten, es noch kostete, auch uns zu befreien. Hitler hatte die Seelower Höhen als den Schlüssel zu Berlin bezeichnet. Die Rote Armee warf 1945 Tausende von Pappschlüsseln über ihren Truppen ab: Ihr kämpft um den Schlüssel zum Sitz der faschistischen Bestie!
Einen solchen Pappschlüssel überreicht eine der beiden Rotarmistinnen des Zuges den Arbeitern und der Jugend des Aktionszugs. Die Rote Armee kann uns nicht ein weiteres Mal befreien. Es ist an uns, einen neuen deutschen Weltkrieg zu verhindern. Es ist an uns, um unsere Freiheit vom Lohnsystem, vom Kapitalismus der Weltwirtschaftskrisen und Weltkriege zu kämpfen! Den Schlüssel dazu haben wir!
Vor der Schlußkundgebung des Zugs vor der ehemaligen sowjetischen (heute russischen) Botschaft erlaubt sich die Berliner Dorfpolizei einen diplomatischen Skandal. (Sie hat zuvor schon alles getan, dem Zug die Einfahrt in die Stadt zu verweigern, bis hin zur Lüge, wegen eines Radrennens sei der Bereich Unter den Linden gesperrt. Es bestehe die Gefahr eines Verkehrskollapses. Als wir dort sind, uns Meter für Meter vorwärtskämpfend, stellt sich heraus, daß die Sperre zur Zeit unserer Ankunft längst aufgehoben ist, der Verkehr ganz normal läuft.) Die Polizei will dann – obwohl die Kundgebung angemeldet ist – den Aktionszug nicht vor den Eingang der Botschaft lassen: Begründung ist eine Schutzzone von 50 Metern um Botschaften. Erst nachdem der Sicherheitsbeauftragte der Botschaft die Zustimmung und das Willkommen des Botschafters eingeholt hat, kann die Abschlußkundgebung direkt vor der Botschaft stattfinden. Aber nicht, bevor nicht ein Berliner Gendarm sich Name, Anschrift, Geburtsdatum und Ausweisnummer des Sicherheitsbeauftragten penibelst notiert hat. („Dem Iwan mußt du schließlich immer zeigen, wer das Sagen hat!“)
Auf der Kundgebung sprechen: Eine Rotarmistin, im täglichen Kampf Mitglied des Jugendaktionsausschuß – Notstand der Republik, eine Vertreterin der Kommunistischen Partei Polens und Jochen Kohrt, Arbeiter bei Mercedes, Werk Bremen. Wir legen ein Gebinde nieder: „Dank Euch, Ihr Sowjetsoldaten – Klassenkampf statt Weltkrieg!“ Es erklingt – am 120. Geburtstag Johannes R. Bechers - die Winterschlachtsuite von Becher/Eisler:
„Rotarmisten! Das war die Division, Die als erste Einzug halten sollte. In Moskau. Sie ist nicht mehr. Für Feinde führt kein Weg nach Moskau. Den Freunden aber öffnen wir das Herz. Für unsere Freiheit schlugen wir die Schlacht, Und haben eine Schlacht zugleich geschlagen Für aller Völker Freiheit. Nicht zuletzt auch für die deine, Deutschland. Rotarmisten! Noch steht der Feind im Land Noch ist er nicht zu Fall gebracht. Wir stürmen weiter vor Noch heute nacht.“
Der Aktionszug „Klassenkampf statt Weltkrieg!“ vom 8. bis zum 22. Mai durch die annektierte DDR, die Tschechische Republik und Polen endet hier. Die internationale Antikriegsaktion „Klassenkampf statt Weltkrieg!“ ist nicht zu Ende. Sie wird fortgesetzt werden.
Samstag, 21. Mai 2011 - Von Poznań nach Kóstryzyn Nad Odrą
Eine wichtige Resolution an ungewöhnlicher Stelle
Morgen wird der letzte Tag des Aktionszuges "Klassenkampf statt Weltkrieg" sein – aber beileibe nicht der letzte Tag der Aktionseinheit, die ihn durchführte. Ganz im Gegenteil. Das zeigt die Resolution, die die Teilnehmer am Aktionszug auf der Strecke, im Wald bei Wierzbrono in Polen nach zweistündiger Auswertung unserer gemeinsamen Antikriegsaktion in drei Ländern verabschiedeten:
Resolution
- Es hat sich als richtig bewiesen, mit „Klassenkampf statt Weltkrieg“ über die annektierte DDR in die Tschechische Republik und die Republik Polen zu ziehen.
- Es hat sich gezeigt, dass Fortschritte in der Herstellung einer Allianz der Völker gegen den deutschen Imperialismus weniger durch Schriftstücke, Konferenzen usw. erreicht werden können, sondern Taten wie die des Aktionszugs „Klassenkampf statt Weltkrieg“ nötig sind!
- Die im Vorfeld der Aktion und während ihr entstandene Zusammenarbeit mit kommunistischen und antifaschistischen Kräften in der Tschechischen Republik und der Republik Polen muß erhalten und intensiviert werden.
- Wir die Teilnehmer sind uns sicher, dass die internationale Antikriegsaktion „Klassenkampf statt Weltkrieg“ (wenn auch eventuell in anderer Form) fortgeführt werden muss. Nur so kann die schon bereits von ihr hergestellte Einheit gefestigt werden gegen den drohenden Krieg von deutschem Boden aus.
Verabschiedet von den Teilnehmern der Aktion „Klassenkampf statt Weltkrieg“ am 21. Mai 2011 in der Republik Polen.
Kurz vor Kóstrzyn nad Odra durchfahren wir ein Stück des Oderbruchs. Hier ist kein Quadratmeter, der nicht mit dem Blut der Sowjetsoldaten getränkt ist. In drei Monaten Kampf um diesen Zugang nach Berlin hat die Rote Armee hier mehr an Arbeiter- und Bauernsöhnen verloren als auf dem Weg von der Ostgrenze Polens bis hier her. Hier hat sie mehr Panzer und Material verloren als auf diesem Weg hierher. Hier ist kein Fleck, auf dem nicht ein Sowjetsoldat sein Leben für unsere Befreiung gelassen hätte.
Und die neue deutsche Wirklichkeit der Aggression, des und des Ostlandsritts hat uns hier wieder. Nicht nur, dass hier massiv zu sehen sind VW, MAN, Bosch. Am Tag unserer Ankunft in Kóstrzyn findet auf der anderen Seite der Grenze ein großes Fest des militaristischen deutschen Heimatschutzes statt. Auf polnischem Boden nicht nur bundesdeutsche Polizei, sondern auch das bundesdeutsche Militär mit LKWs, die unseren Weg kreuzen. Wir kehren zurück zum internationalistischen Kampf gegen den Hauptfeind im eigenen Land. Wir haben dieses Schlachtfeld ja auch die letzten beiden Wochen nie verlassen.
Freitag, 20. Mai 2011 - Von Bydgoszcz nach Poznań
Durch eine kleine Gemeinde gegen den Krieg
Gestern Abend die erste Nachtdurchfahrt durch eine Stadt. Wegen unserer Kämpfe um das elementarste bürgerliche Recht sind wir spät aus Gdańsk abgefahren. Aus dieser Stadt, die nahezu körperlich spürbar, die in der ganzen Willkür ihrer Verstöße gegen elementarste Volksrechte geprägt ist davon, ein Ausgangspunkt der Gegenrevolution zum Sturz noch der Reste der Arbeitermacht gewesen zu sein. Genossen und Freunde, die sich die Gelände der ehemaligen Leninwerft angesehen haben berichten: Auf allen Denkmälern, Gedenktafeln sind die Arbeiter als die Leidenden, Eingesperrten, Verzweifelten dargestellt. Wer die Arbeiter so sieht, hat die Zukunft schon aufgegeben.
Bis zur Stadtgrenze von Gdańsk fahren wir mit unseren frisch gemalten Transparenten (siehe unseren gestrigen Bericht). Dann nehmen wir sie ab – die anderen Gemeinden auf dem Weg des Aktionszugs haben das Recht nicht gebrochen.
Seit Gdańsk fährt am Ende der LKW-Kolonne ein Militärfahrzeug der Roten Arbeiter- und Bauernarmee der Sowjetunion, besetzt mit zwei Rotarmistinnen. Schiebt es den Zug auf seiner Fahrt zurück in die Annexions-Hauptstadt Berlin? Bewacht es ihn?
Nach Bydgoszcz kommen wir also sehr spät. Die Brennkammer der Rakete leuchtet, der Suchscheinwerfer des Flakhelfers Rattinger, der es gerade zur Seligsprechung seines Vorgängers gebracht hat, sucht die Häuser ab. Trotz der späten Stunde trommelt die Jugend von ihrem Wagen, erklingen Arbeiterlieder.
Heute fährt der Aktionszug von Bydgoszcz nach Poznań. Unterwegs halten wir in Kczynia, dem Ort, dessen Bürgermeister uns auf der Hinfahrt zu einem kurzen Stopp in seiner Gemeinde eingeladen hat. Viele Menschen auf der Straße. Hier wie so oft in Polen winkende Hände, gereckte Daumen, gestreckte Fäuste. Die Gemeinde hat den Zug im heute erscheinenden Gemeindeblatt angekündigt. Wir wissen nicht, welcher Partei noch welcher Weltanschauung der Bürgermeister ist. In dem aber wissen wir uns einig: Die Herren können ihre Kriege nur führen, wenn sie die Völker spalten, einzeln besiegen, knechten. Ein drittes Mal mit uns – Nein! Eine kurze Rede, warum wir durch das Land der Polen fahren und wie wir es erleben. Dann: "Auf Wiedersehen. Hoffentlich im gemeinsamen Kampf gegen den Krieg!"
Poznań, Kundgebung auf dem Stary Rynek. Zwei Genossen der Kommunistischen Partei Polens sprechen. Marcin Adam über die für Polen, seine Souveränität, das ganze Land bedrohende Aggressivität des deutschen Imperialismus.
Henrich Rosenfeld aus München erzählt die Geschichte des 13jährigen Jungen, der aus Polen vor den Hitlerfaschisten in die Sowjetunion fliehen mußte, seine Familie zurücklassend. Sie überlebte die faschistische Diktatur in Polen nicht. Der Junge war Rosenfelds Vater. Auch ein Grund, sagt Henrich, sich an diesem Zug zu beteiligen: damit nie wieder ein 13jähriger Junge vor den deutschen Imperialisten fliehen muß.
Ingo Franke, Arbeiter, Daimler Bremen, erinnert an den gemeinsamen Kampf der deutschen und polnischen Arbeiter gegen den Hitlerfaschismus und den heraufziehenden zweiten Weltkrieg. Das Bündnis der Arbeiter über die Grenzen hinweg kann den dritten verhindern, der wieder einmal vom deutschen Imperialismus auszugehen droht. "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg – das ist der Grund für diesen Zug!"
Paul Packulat, Metaller bei Jungheinrich in Norderstedt spricht für seine Kollegen, die den Aktionszug "Klassenkampf statt Weltkrieg" unterstützen. Auch er: Es sind die Arbeiter, die bereits zwei Weltkriege beendet haben. "Für die Souveränität aller Länder und für eine Zukunft, die Frieden ist!"
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