Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. von Preußen
ließ 1732 für seine Truppen die Garnisonkirche erbauen. Sie
erhielt 1736 ein 40-stimmiges Glockenspiel, das zu jeder Stunde das
Lied "Üb' immer Treu' und Redlichkeit bis an Dein kühles
Grab" abspielte. Damit symbolisierte dieser Militärtempel
über Jahrhunderte das reaktionäre Preußentum. Am 21.
März 1933 wurden hier die Sitzungen des Reichstages eröffnet.
In diesem Militärtempel wurde der Krieg auf die Tagesordnung
gesetzt. In der Nacht vom 14./15. April 1945 zerstörten britische
Bomber das Glockengeläut.
Heute ist von der Garnisonkirche selbst nichts mehr zu sehen. Die Ruine
wurde in der DDR 1968 gesprengt.
Nach
1990 ...
hielt auch der reaktionäre Militarismus Einzug in die DDR. Die
Kameradschaft der Iserlohner Fallschirmjäger baute das
Glockenspiel neu auf, wobei die Glocken mit den Namen der verlorenen
Ostgebiete versehen wurden. Nach der Annexion der DDR übergaben
sie das Geläut am 14. April 1991 der Stadt Potsdam.
Die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel hat bereits sechs
Millionen Euro für den Wiederaufbau der Garnisonkirche gesammelt.
Der Industrieclub Potsdam ruft zusammen mit dem
stellvertretendenMinisterpräsident und Ex-General Schönbohm
und anderen Würdenträgern zu weiteren Spenden auf.
Großdeutschland braucht also wieder einen Militärtempel. Die
Grundsteinlegung ist bereits für den 14. April 2005 geplant, dem
60. Jahrestag der Bombardierung Potsdams.