Die Vier im Jeep
PDFZum 60. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus:

DIE HIMMLISCHEN VIER BRINGEN DIE BUNDESREPUBLIKANISCHEN VERHÄLTNISSE ZUM TANZEN

Der Tote Soldat aus der gleichnamigen Legende von Brecht darf aus dem Reichstag nicht kommen. Und somit dort auch nicht aufgebahrt sein. Daß ein Soldatenlied derjenigen, die Hitler aus dem Reichstag in die hitlerischen Katakomben Berlins zum Selbstmord gejagt hatten und den Reichstag als Befreier, als sichtbares Zeichen der Niederschlagung des Hitler- Faschismus eroberten, daß in diesem Reichstag mit der Inschrift "Dem Deutschen Volke" 60 Jahre danach ein sowjetisches Lied des Befreiers erklingen soll, ist ebenso unerwünscht wie die Brecht- Tochter Hanne Hiob und das Gedicht ihres Vaters. Das verfügte die Bundestagsverwaltung gleich zweimal (1. Nov. 2004, 17. Dez. 2004) mit ihrem obersten Dienst-Hausherrn Thierse gegen Das Begräbnis oder DIE HIMMLISCHEN VIER. Das Verwaltungsgericht Berlin - ganz Diener seines Herrn - weist die Klage der internationalen Antikriegsaktion Die Himmlischen Vier zum 60. Jahrestag der Befreiung als "erfolglos" ab (18. April 2005). Ein politisches Urteil wurde gefällt. Es sei der "besondere Charakter dieses Tages, so wie dessen besondere Würdigung durch eine gemeinsamen Sitzung der Verfassungsorgane" (Bundestag und Bundesrat) zum "Ende des zweiten Weltkrieges", der "ihre Ablehnung stütze".

Seit 1949 ignorieren weitgehend die Abgeordneten des Bundestags, die Minister der Länder, samt Bundesrat, den Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus. Jetzt auf einmal will Bundestag und Bundesrat, wenn auch nicht den Tag der Befreiung, sondern das "Ende des zweiten Weltkriegs" in einer Gedenkveranstaltung am 8. Mai im Reichstagsgebäude mit einem Hauptredner Köhler und einer Ansprache Thierses und ein paar Takten Musik eines "Jungen Klangforums" von 15.00 bis 16.00 Uhr begehen. Dafür wird das "Reichstagsgebäude an diesem Tag von 13 bis 17 Uhr für den Besucherverkehr geschlossen". Und für die Himmlischen Vier auch nach 17 Uhr. (Denn unsere Anmeldung, dem Toten Soldaten einen dem Besucherpublikum zugänglichen Teil des Reichstages zu überlassen, ist zeitlich, nachdem die Regierenden längst des Gedenkens müde geworden das Gebäude verlassen haben und wo das Volk nach ihrer ureigensten Meinung wieder Zutritt hat, auf 17 Uhr gelegt - und auch das ist verboten.)

Weltweit wird der Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus - im 60. Jahr - begangen. Als das uneinsichtige Deutschland möchte man da nicht dastehen. So lästig der Tag den Regierenden in Deutschland auch ist, diesmal muß er begangen werden. Das scheint den Regierenden des deutschen Imperialismus das kleinere Übel zu sein. Aber nur dann, wenn es den Regierenden gelingt, Täter und Opfer, Sieger und Besiegte, den Antifaschistischen Befreiungskrieg in den Tag des Endes des Krieges umzumünzen. Dann kann der deutsche Staat fortfahren, wie in den Jahrzehnten davor, den deutschen Mord, das deutsche Verbrechen, die deutsche Plünderung und Verwüstung dadurch zu leugnen, daß den Völkern, die sich aus der deutschen Barbarei und deutschen Versklavung durch Millionen Opfer befreiten, die Genugtuung, die Wiedergutmachung und Reparationszahlung auch nach dem 60. Jahrestag der Befreiung vom Hitler-Faschismus, verweigert wird. Da ist kein Platz im Reichstag für den Tag der Befreiung, wo der deutsche Kriegsgewinner tagt. Da ist kein Platz für die Himmlischen Vier, kein Platz für den Toten Soldaten. Warum nicht? Wohl darum! Die Bundesregierung hat sich seiner erneut bemächtigt. Der "Tote Soldat" ist erneut kriegsverwendungsfähig geschrieben vom selbsternannten Rechtsnachfolger des "Dritten Reiches". Seit den 90er Jahren führt er Krieg gegen Völker, die schon einmal Opfer der mordenden und plündernden deutschen Soldaten der Wehrmacht wurden. Sein jüngstes Einsatzgebiet ... ist die ganze Welt" - so Kriegsminister Struck.

Die Himmlischen Vier sehen dies natürlich anders. Daß der Tote Soldat nicht weiter kriegsverwendungsfähig in die Welt zieht, dafür sind vor dem Reichstag zwei sowjetische Panzer vorgefahren, die ihn zwischen sich eskortieren und durch Berlin zum Cecilienhof bringen, wo vor 60 Jahren, 1945 das Potsdamer Abkommen geschlossen wurde. Aber auch hier gilt: In Deutschland ist alles verboten, was nicht ausdrücklich erlaubt ist. Die Erlaubnis des Bundesministeriums des Inneren, mit Schily als Dienstherr, steht seit seinem Schreiben (4. April 2005) an die Himmlischen Vier auch wenige Tage vor dem 8. Mai noch immer aus. Was nicht nur die ganze Erbärmlichkeit dieses Staatswesens zum Ausdruck bringt, sondern den Toten Soldaten auch nicht in Gewahrsam derjenigen bringt, die dafür millionenfaches Leid ertrugen, daß von deutschem Boden niemals wieder Krieg ausgeht.

Der Berliner Senat möchte da natürlich nicht zurückstehen, wenn der Tag der Befreiung dem Deutschen Kriegsbrandstifter unterstellt wird. Die Polizei brauchte nur unserer Anmeldung vom 4. Oktober 2004 Folge zu leisten die einen Monat später eingegangene Anmeldung der Nazis ist hinfällig. Und der Rechtsauffassung des höchsten Gerichts, dem Verfassungsgericht, zum Versammlungsrecht des Erstanmelders wäre entsprochen.

Statt dessen: Die Faschisten marschieren mit "Schluß mit der Befreiungslüge" auf Berliner Straßen am 8. Mai. Seit dem 25. April ist dies amtlich. Dies ist die Entscheidung des Berliner Senats. Dafür, daß die Faschisten nicht verboten sondern nur angeblich ferngehalten vom Brandenburger Tor, setzt der Berliner Senat das bürgerlich-republikanische Recht außer Kraft und setzt an seine Stelle die Despotie des Kaiserrechts, die Pflicht des Bürgers, jederzeit den Plänen der Herrschenden zu weichen. Der Plan, dem "Eine internationale Aktion zu Lande und in der Luft zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus Das Begräbnis oder DIE HIMMLISCHEN VIER" weichen soll, ist "Ein Tag für Demokratie" des Berliner Senats.von ihm erhoben zum Staatsakt - nach unserem rechtlichen Einspruch -, jetzt degradiert zur "Sondernutzung". Einer Sondernutzung zur Umwertung des 8. Mai. Da ist am Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus im Aufruf des "Tags für Demokratie" des Senats das "Leid vieler Menschen noch nicht beendet: Das Unrecht der Vertriebenen und das Leid der Flüchtlinge ... erst mit dem Fall der Mauer und der friedlichen Wiedervereinigung ... (wurden) Freiheit und Demokratie in ganz Deutschland Realität". Erinnerung schafft keine Gleichheit. Erinnerung trennt. Die Erinnerung und Trauer des deutschen Arbeitgeberverbandes, eines Stoibers, einer Merkel, samt Konrad-Adenauer-Stiftung und wie sonst noch die illustren Personen und Verbände der Erstunterzeichner des Bündnisses heißen, ist notwendig anders als die eines Widerstandkämpfers. Und weil dem so ist, beschreiten die Himmlischen Vier den Klageweg, daß die Straßen und Plätze Berlins faschistenfrei sind; daß nicht nur die Anti-Kriegsaktion "Das Begräbnis oder die Himmlischen Vier" die Durchfahrt über das Brandenburger Tor zum Sowjetischen Ehrenmal erhält, sondern ebenso dafür, daß unser Klageweg gegen den Senat von Berlin den Anti-Faschisten von Berlin, die ebenfalls ihre Demonstrationen, Kundgebungen nicht genehmigt erhielten, ihr Recht zurückerhalten gegenüber der Despotie des Senats von Berlin.

War es bis jetzt die Bundestagsverwaltung, das Innenministerium, der Senat von Berlin, die bis dahin jede Aktionsstation der Himmlischen Vier verboten, so kommt jetzt am Sowjetischen Ehrenmal die Behördenwillkür in der Gestalt des Gartenbauamtes Berlin ins Spiel. Das Sowjetische Ehrenmal - seit der Annexion der DDR in ihrer Verwaltungshoheit - verboten für die Betretung der Himmlischen Vier. Allein in den Tagen vom 16. April bis zum 8. Mai starben in der Schlacht um Berlin 102 000 Rotarmisten, insgesamt hat die Rote Armee im Kampf um Berlin 300 000 Gefallene und Verwundete zu beklagen. Die Deutschen ergaben sich nicht. Auch nicht in den letzten Tagen. Nicht nur in der Parlamentsruine hatten sich SS und Wehrmacht verschanzt, drei Tage lang mußte die Rote Armee gegen die Handgranaten, Flammenwerfer, und Maschinengewehrfeuer der deutschen Faschisten Flur um Flur, Zimmer um Zimmer erobern. "Wir zogen die Faschisten aus den Löchern im ersten Stock, und kaum waren sie tot, wurden wir von hinten und von oben wieder beschossen", erinnerte sich ein Angehöriger des sowjetischen 756. Regiments. Straße um Straße Berlins, Berliner Häuserblock um Berliner Häuserblock, bis zum Reichstag mußte der deutschen Volks- und Raubgemeinschaft ihre Vorteilnahme, z. B. der Erlös des jüdischen Vermögens der ermordeten Juden aus ganz Europa, die in die deutsche Kriegskasse flossen und damit auch in die Taschen der Soldaten, wie ihr Raubzug gegen die Völker Europas durch den bewaffneten Kampf der Rotarmisten ausgetrieben werden. Und so war es in Berlin und in jeder anderen Stadt. Die Befreiung des deutschen Volkes aus der eigenen Volks-Raubgemeinschaft bezahlte die Anti-Hitler-Koalition mit ihren Toten. Aber das Berliner Gartenbauamt will den Himmlischen Vier das Ehrenmal Tiergarten, das auf Befehl der Roten Armee von deutschen Arbeitskräften unmittelbar nach ihrer Befreiung als erstes sowjetisches Ehrenmal im Zentrum der Stadt Berlin - unweit vom Brandenburger Tor und Reichstagsgebäude - errichtet und bereits am 11. November 1945 eingeweiht wurde, verwehren. Wir haben dagegen geklagt, denn der Dank an die Sowjetsoldaten ist uns Verpflichtung. Oder anders gesagt, wer von ihnen nicht sprechen will, muß über die Befreiung vom Hitlerfaschismus ebenso schweigen wie über den Holocaust.

Verlassen wir nun Berlin. Und kommen wir zu der Stadt Potsdam. Die Himmlischen Vier (8./9. Mai) bringen auch dort die bestehenden Verhältnisse zum Tanzen. Weltweit stand Potsdam synonym für das Abkommen der Anti-Hitler-Koalition, solang sie eine Stadt der DDR war. Im Gegensatz zur BRD erkannte die DDR das Potsdamer Abkommen an, erfüllte es nach Kräften, was ihr die Anerkennung von den mehr als 100 vom Hitlerfaschismus überfallenen Staaten einbrachte und ein weltweites Renommee als der Staat des Friedens auf deutschem Boden. Das Renommee perdu und das Potsdamer Abkommen gebrochen. Erneut lagert der durch das Potsdamer Abkommen verbotene deutsche Generalstab in der Stadt. Der Geist des preußischen Militarismus, der Geist "Heute gehört uns Deutschland.Morgen die ganze Welt" des Hitler-Staats ist zurückgekehrt und Potsdam wieder Garnisonsstadt, dafür sorgte die BRD.

Für die Große Politik ist der Oberbürgermeister Jakobs nicht zuständig, aber dafür, daß die Große Politik auf städtische Weise kleinlichst bis zur letzten kommunalen Verwaltungsstelle - und ihre Zahl ist unübersehbar - ihre Wirkung entfaltet. Der deutsche Beamte tut nur seine Pflicht, ob im militaristischen Preußentum, ob im "Dritten Reich", ob im Deutschland nach der Annexion der DDR, der deutsche Beamte erteilt Verbot auf Verbot, so daß die Himmlischen Vier, weder zur Luft noch auf Potsdamer Boden zu finden sind.

Am 8. Mai kreisen (ab 20.30 Uhr) Bomber - der Himmlischen Vier - in Formation über Potsdam.Der Luftraum ist Tabu für die Stadt.Der Boden nicht. Die "Flakscheinwerfer" der Himmlischen Vier werden verboten. Weil das städtische Verkehrsamt eine Genehmigung nur dann erteilt, wenn die Suchscheinwerfer "von oben nach unten" leuchten, d. h. statt die Himmlischen-Vier-Bomber im Himmel zu suchen, soll der Stadt Potsdam der Boden beleuchtet werden - aber natürlich auch dies nur mit Einschränkungen. Beim Einsatz am Boden, auch das ist erwähnt, sei "darauf zu achten, daß eine Beeinträchtigung der Verkehrsteilnehmer durch Blendung ausgeschlossen ist." Verfaßt wurde das Amtspapier am 14. April 2005.

60 Jahre davor: Der 14. April von 1945 ist der Tag, als die Nazis ihre Flakscheinwerfer gegen den Himmel richten,um die Bomber der Royal Air Force der deutschen Flak zum Abschuß freizugeben. Die Bodenverteidigung Potsdams versagt völlig. (Vielleicht die Ursache für die Stadt Potsdam, die "Flakscheinwerfer" der Himmlischen Vier zum Boden zu richten). Die britischen Bomberbesatzungen bombten das deutsche Oberkommando, das sich niedergelassen hatte und von Potsdam aus die deutsche Kriegsfortführung Zentraldeutschlands leitete, in Schutt und Asche.

Heute wird zunehmend mehr der Schrei laut: Aber unsere Städte! Aber unser Potsdam! Jede Tat, die zum Tod des deutschen Faschismus beitrug, war eine Tat für das Leben - jenseits des deutschen Faschismus. Nur dadurch konnten die Völker der Anti-Hitler-Koalition das deutsche Volk aus der eigen gewählten Volks- und Raubgemeinschaft befreien. Nicht Rache und Unterwerfung befand sich in ihrem Gepäck, sondern Zivilisation; Demokratie statt Faschismus. Sie brachten das Leben nach Deutschland zurück.Ein Leben,das 60 Jahre danach erneut in Gefahr steht.

Daß 60 Jahre nach der Befreiung vom Hitler-Faschismus der Abwurf des Flugblattes der Geschwister Scholl, der "Weißen Rose", wofür sie vom Hitlerfaschismus hingerichtet wurden und das die Royal Air Force, im Juli 1943, über Deutschland abgeworfen hat - um die Deutschen zum eigenen Widerstand zu bewegen -,heute 60 Jahre danach, von der Stadt Potsdam als "Beschmutzung" der Potsdamer Straßen angesehen wird und deshalb den Himmlischen Vier die Straßenreinigung in Rechnung stellen möchte, wenn die himmlischen Bomber dieses Flugblatt über Potsdam abwerfen, - macht bitter über die Zustände in einer Stadt, wo sich am 1. August 2005 zum 60. Mal das Potsdamer Abkommen jährt.

Nach solch einem Verständnis zur Befreiung vom Hitlerfaschismus verwundert es nicht mehr: Der Sirenenalarm über UKW-Sender darf nicht gegeben werden. Halt! Er darf unter Umständen gegeben werden, aber so, daß man ihn nicht hört. An die Tatsache, daß dieses Land in Schutt und Asche gelegt werden mußte, weil seine herrschende Mörderbande vorher ihrerseits Europa in Schutt und Asche gelegt hatte, darf erinnert werden, vorausgesetzt, der brave Bürger bekommt es nicht mit. Man glaubt es nicht? Man muß es glauben,weil es in einem amtlichen Schreiben der Stadt Potsdam an das Aktionsbüro "Das Begräbnis oder DIE HIMMLISCHEN VIER" steht, datiert vom 25.April. "... dürfen Geräte, die der Wiedergabe von Schall oder Schallzeichen dienen ... nur in solcher Lautstärke benutzt werden, daß unbeteiligte Personen nicht erheblich belästigt werden..." Ausnahmen sind nur möglich,wenn "sie lediglich zu einer unbedeutenden Störung der Nachbarschaft führen". Daß die Stadt Potsdam ihre Bürger wie in unsäglichen Zeiten des reaktionären Preußentums degradiert, zum Leibeigenen, denen nach Gutsherrenart gesagt wird, was sie zu hören haben und was nicht und darüberhinaus verdächtig nah dem 3. Reich kommt, mit seiner überwachung und Bespitzelung: "Pst. Der Feind hört mit", mag hoffentlich viele Potsdamer Bürger empören. Diejenigen, die sich als Befreite bekennen - sie werden unter den Potsdamer Bürgern nicht wenige sein - sollten, lauthals für alle in Potsdam hörbar, die Obrigkeit in ihre Schranken verweisen.

Es ist nicht so, daß in Potsdam nicht eine lauthals grölende revanchistische "Traditionsgemeinschaft - Preußisches Glockenspiel" die Stadt nicht erschütterte. Vor Jahren aus der BRD eingewandert. An ihrer Spitze ein General des Territorial-Kommando Ost, der später Innenminister von Brandenburg wurde, mit Namen Schönbohm. In seinem Schlepptau gute "alte Kameraden", Fallschirmjäger der Bundeswehr. Die jedes Gemäuer - ob Glockenturm oder Garnisonkirche - des Preußischen Militarismus und seines Erben, des deutschen Faschismus, von den Befreiern des Hitlerfaschismus in Schutt und Asche gebombt, wieder aus Schutt und Asche erheben wollen. Der 14. April (2005) - er ward zu dem Tage, der von der Reaktion immer mehr zum Gedächtnistag Potsdams hochstilisiert wird - diesmal mit der Grundsteinlegung für den Wiederaufbau der Garnisonkirche. Einer der Honoratioren war Oberbürgermeister Jakobs. Die Garnisonkirche war dem Geiste verpflichtet, der letzten Endes nicht nur ihre eigene, sondern die Verwüstung Europas zur Folge hatte.

Dort in der Garnisonkirche, am 21. März 1933, erhielt Hitler den Händedruck Hindenburgs, um mit seiner anschließenden Rede zur Eröffnung des Reichstages Hindenburgs Schicksal zu besiegeln. Daß dieser Geist des Gedenkens konträr dem Gedenken und Erinnern am 8. Mai in Potsdam durch "Eine internationale Aktion zu Lande und in der Luft zum 60 Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus - Das Begräbnis oder Die Himmlischen Vier" steht, macht es der Stadt Potsdam so schwer, am 9.Mai den Toten Soldaten in Potsdamer Erde durch vier Veteranen der Siegermächte des letzten Weltkriegs erneut zu begraben. Weigert sie sich, dann kann sie sich als Kulturstadt einsargen. Ihr internationales Ansehen ist schon jetzt ramponiert durch ihre über einjährige Weigerung, der Antikriegsaktion Himmlische Vier die Stadt zu öffnen. Und ihre Verweigerung bezieht sich auch auf die aus den Ländern der Anti-Hitler-Koalition Kommenden. Ein Empfang der Veteranen aus den USA und Großbritannien, der Rotarmisten aus der ehem. Sowjetunion, der Kameraden aus der R??sistance Frankreichs hat das Bürgermeisteramt nicht vorgesehen. Eine Einladung an sie hat die Stadt Potsdam nicht ausgesprochen. So wenig wie sie die Entscheidung zur Durchführung der Antikriegsaktion zum 60 Jahrestag am 8. und 9. Mai in Potsdam "Das Begräbnis oder DIE HIMMLISCHEN VIER" bis heute (28.4.2005) nicht positiv entschied.Und wir gegen jede von ihr getroffene Negativ- Bescheidung und oder nicht getroffenen Bescheidungen vor den Potsdamer Gerichten im Eilverfahren stehen. Das Recht des Befreiers und der Befreiten vom Hitler-Faschismus ist es nun einmal, das Unrecht zu bekämpfen.

Potsdam wird uns NICHT LOS! Potsdam braucht das Erinnern! Wir fordern alle Potsdamer auf, laßt es nicht zu, daß Potsdam "Das Begräbnis oder DIE HIMMLISCHEN VIER" nicht verträgt. Euch Anti-FaschistenPotsdams, wie Euch Anti-Faschisten Berlins fordern wir auf, arbeitet mit dem Aktionsbüro "Himmlische Vier" dafür, daß dieses Land die "Himmlischen Vier" erträgt. Dem Erinnern an den 60. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus und an den 60. Jahrestag des Potsdamer Abkommens, das sich am 1. August 2005 jährt, sind wir verpflichtet.

Lieber aufrecht kämpfen als knieend unter der deutschen wiederaufkeimenden Barbarei zu leben:

Sie werden uns - nicht durch Verbote - LOS !

Denn die zentrale Lehre des 8. Mai ist: Daß die Deutschen nicht taten, was die Millionen der anderen Länder taten, ihr Leben einzusetzen für die Befreiung vom deutschen Faschismus, das ist die dunkelste Geschichte des deutschen Volkes selbst.

DIE VIER IM JEEP

Torgau

25. April 1945





Der historische Handschlag zwischen UdSSR und USA auf der Brücke von Torgau





Auf dem Foto rechts: Silwaschko

Aleksandr S. Silwaschko

Am 5. Oktober 1922 erblickte Aleksandr Safronowitsch Silwaschko in der Sowjetunion, auf dem Gebiet der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik, das Licht der Welt. Am Großen Vaterländischen Krieg war Silwaschko vom Anbeginn bis zu seinem Ende beteiligt. Zuerst als Partisan, am Don-Fluß. Ende 1943 vereinigte sich seine Partisanengruppe mit der Roten Armee. Mit der Roten Armee, als einer ihrer Rotarmisten, befreite er seine Heimat, befreite mit ihr Polen, befreite mit ihr die Tschechische Republik, nahm Teil an der Befreiung von Prag, und zog mit dem "Großen Vaterländischen Krieg" in Deutschland ein. So war Silwaschko bei diesem historischen Augenblick dabei, der durch ein (am nächsten Tag nachgestelltes) Foto um die Welt ging.Auf der Brücke über die Elbe, in Torgau, trafen zum ersten Mal zwei Alliierten- Mächte, die USA und die Sowjetunion, aufeinander. Sowjetische und US-amerikanische Soldaten reichten sich die Hände, darunter Silwaschko. Danach war er bei der Befreiung Dresdens beteiligt. Nach der Befreiung Deutschlands vom Hitlerfaschismus kehrte er 1945 in die Sowjetunion zurück und wurde auf dem Gebiet der Belorussischen Sowjetrepublik 1946 aus der Roten Armee demobilisiert. Als wir uns am 25. April, am 60. Jahrestag in Torgau zum "Elbe-Day" trafen, sagte er der Delegation von "Das Begräbnis oder die HIMMLISCHEN VIER": Wenn er heute zurückblicke, war der Kampf um die schnellstmögliche Beendigung des Hitler-Kriegs das Wichtigste für ihn. Ich weiß, daß ich nicht umsonst gelebt habe." Um uns dann zu fragen: "Ist es schon wieder so weit in Deutschland, daß man um das Leben fürchten muß? Der Frieden ist unsere wichtigste Existenzgrundlage!"

Ann Pink

Geboren 1917 in Cornwall/England, wuchs auf als "Landmädchen", wie sie sagt. Hätte gerne studiert, aber ihre Eltern konnten sich keine Universität leisten. So ging sie zu Beginn des Krieges in eine Bank (was damals für Frauen zum erstenmal möglich wurde, weil die Männer eingezogen wurden). Sie wollte aber unbedingt zur Air Force,was sie 1942 auch schaffte. Sie arbeitete dann bei der Verteidigung Londons gegen Luftangriffe durch Ballons, in der Balloon Barrage. 1943 wurde sie versetzt und Mitarbeiterin eines höheren Offiziers in dem Planungsstab, der die Invasion in der Normandie vorbereitete. Bis 1945 war sie dann, nach der Eröffnung der 2. Front, in Frankreich stationiert (in der Nähe von Paris, später in Reims) und 1945 für kurze Zeit auch in Frankfurt/ Main. 1945 kam sie zurück nach England. Mit dem Sieg der Alliierten über Hitlerdeutschland war auch für sie persönlich der Krieg zu Ende.

Verhaftung des Nazikommandanten

Joe Lipsius

In der US-Armee seit Oktober 1941, erreichte Joe Lipsius als Captain des 272. Infanterieregiments der 69. USInfanteriedivison um den 19. April die Gegend von Leipzig, wo er an der Bewachung und Befragung von Generalmajor von Ziegesar teilnahm, dem Militärkommandanten von Leipzig. Der hatte am 19. April 1945 die Stadt an die US-Truppen übergeben. Am Abend des 26. oder 27. April inspizierte Joe Lipsius zusammen mit Colonel Buie, dem Regimentskommandeur, die Stadt Torgau. Er berichtet: "Da waren große Feierlichkeiten im Gang zwischen russischen und amerikanischen Soldaten, sie tranken und ließen es sich gut gehen im Gefühl, daß der Krieg vorbei war." Am 19. Februar 1946 wurde Joe Lipsius aus der US-Armee entlassen ??? auch für ihn war der Krieg vorbei.

Verhaftung des Leipziger Nazi-Kampfkommandanten Ziegesar Auf dem Foto rechts: Lipsius

Pierre Pranch??re

Geboren im Mai 1927. Die Stadt Tulle/Frankreich, aus der Pierre Pranch??re kommt, ist bekannt dadurch, daß am 9. Juni 1944 dort die Faschisten der SS-Division "Das Reich" vor ihrem Eintreffen in Oradour-sur-Glane einen Tag später, am 10. Juni, 99 Geiseln aus der Zivilbevölkerung nahmen und diese im Stadtzentrum bestialisch ermordeten und erhängten. Pierre Pranch??re tritt im Mai 1943 im Alter von 15 Jahren in die R??sistance ein.Dort war er verantwortlich tätig in der Arm??e Secr??te und in der Francs Tireurs de Partisans (FTP). Ebenso war er verantwortlich tätig in der Organisation clandestine der PCF und der Kommunistischen Jugend.Als kämpfender Kamerad der französischen R??sistance nahm er Teil am Widerstand gegen die Hitler-Barbaren und half mit, sein Heimatland Frankreich von ihnen zu befreien.

Die Vertreter der vier kriegführenden Mächte Frankreich,Großbritannien, UdSSR und der USA werden im Jeep am Cecilienhof vorfahren, den "toten Soldaten" in Gewahrsam nehmen und ihn bei der Garnisonkirche in Potsdam wieder begraben.